Oliva

Erst Jahre später nahm Melanios Sohn, Hipolito Oliva, die Arbeit auf den Plantagen wieder auf und schaffte so die fruchtbare Grundlage für den andauernden Familienerfolg. Hipolitos Sohn, Gilberto Oliva, setzte dann einen stärkeren kaufmännischen Fokus in seinen Bestrebungen. Er wurde Tabakhändler, wobei er sich auf den Einkauf und Vertrieb von Sandblättern spezialisierte. An der Tabakpflanze trägt traditionell jedes Blatt je nach der Höhe seines Wuchses eine eigene Bezeichnung. Sandblätter sind, wie der Name es schon nahelegt, die untersten Blätter der Pflanze. Sie werden meist in der Einlage oder als Umblatt verwendet, weil sie zum einen hervorragende Brenneigenschaften mit sich bringen, zum anderen aber, weil sie vom Kontakt mit Sand und Erde oft kleine Schäden erleiden, die sie als Deckblätter, deren Optik ein wesentliches Merkmal ist, disqualifiziert.
Im Züge der kubanischen Revolution emigrierte der junge Gilberto Oliva nach San Juan in Puerto Rico, um von dort aus seinen Tabakhandel auszubauen. Auf der Suche nach fruchtbaren Böden reiste er um die Welt und errichtete Plantagen auf den Philippinen, in Honduras und Mexiko. In Nicaragua findet er dreißig Jahre später endlich, was er sucht und eröffnet eine Fabrik, die bis heute von seinen Sohn Gilberto Jr. geleitet wird. Zwar hat das Unternehmen Vandermaliere zwischenzeitlich die kaufmännische Führung des Konzerns übernommen, dabei jedoch die inhaltliche und fachliche Expertise und Verantwortung vollständig bei der Familie Oliva belassen. Und das funktioniert, wie jeder bestätigen kann, der einmal mit den exzellenten Zigarren der Marke in Kontakt gekommen ist. Für den Import nach Deutschland ist der Importeur VFC aus Belgien zuständig, der unter anderem auch noch die Marken Nicarao und Alec Bradley ins Land bringt. Und neben den Linien, die unter dem Familiennamen laufen, stellt Oliva auch noch eine Vielzahl anderer bekannter Brands, wie NUB, Padilla oder CAIN her.

Um bei den Familieneigenen Linien einen kleinen Überblick zu gewähren, wollen wir uns im kommenden Schritt bemühen. Übrigens: Alle in diesen Serien verbauten Tabake durchlaufen einen Fermentierungsprozess, der ein ganzes Jahr andauert, was ihn zum längsten in der Branche macht und definitiv ein Zeichen dafür ist, das hier Qualität vor Quantität steht.

Legen wir los:

Die Oliva V Serien:
So gut, wie diese Zigarren sind, so verwirrend ist ihr Angebot, zumindest auf den ersten Blick. Denn eigentlich sammeln sich unter der Kategorie, Linie V, gleich vier verschiedene Linien. Nämlich gibt es neben der (klassischen) Serie V auch noch eine Serie V Melanio, die dem kubanischen Gründungsurgroßvater der Familie gewidmet ist. Diese beiden Serien gibt es dann wieder sowohl in der „normalen“ Ausführung und außerdem noch als Maduro Variante. Gehen wir das einfach mal durch:

Oliva Serie V:
Die kraftvollen Aromabomben sind standesgemäß nicaraguanische Puros. Dabei sorgt ein Ligero aus dem Jalapa-Tal für eine ordentliche Intensität. Dass als Deckblatt ein Sun-Grown verwendet spielt dem intensiven Blend dabei direkt in die Karten und ergänzt den Smoke um eine feingliederige Würze. Im Geschmack zeichnen sich deutliche Tabaknoten, die beweisen, wie edel und weich dieser Teil des Aromaspektrums ausfallen kann, wenn die Tabake entsprechend akribisch gezogen, fermentiert und verarbeitet werden. Dazu gesellen sich noch Nuancen von Schokolade und Kaffee, die das Aroma gekonnt ausbalancieren. Eine Eigenheit der Zigarren von Oliva ist, dass sie sich sehr fest gerollt anfühlen, im Zug und dem allgemeinen Abbrandverhalten allerdings, entgegen dieses ersten Eindrucks, durch eine ganz hervorragende Performance brillieren.

Oliva Serie V Maduro:
Diese Variation der klassischen V wird mit einem Maduro San Andres Deckblatt aus Mexiko ausgestattet. Die schiere Wucht der ursprünglichen Serie wird durch die prägnante Süße dieses Deckblatt nicht direkt abgemildert, sondern eher durch einen Gegenspieler ausgeglichen. Dadurch entsteht eine unglaubliche Komplexität, die Spannung vom ersten bis zum letzten Zug garantiert. Geschmacklich geht es hier neben klaren Kaffenoten, eher in die Richtung Holz und nussige Mandelaromen. Wer die V mag, muss die V Maduro probieren.

Oliva Serie V Melanio:
Dem Familienoberhaupt und Gründer des Unternehmens gewidmet, wurde die Melanio mit kompromissloser Akribie, Sorgfalt und Expertise über viele Jahre entwickelt. Dabei ist ein mittelkräftiger Blend entstanden, der in puncto Aromatiefe und -vielfalt kaum einen Vergleich zu schauen braucht. Die Einlage und das Umblatt stammen zum größten Teil aus Jalapa, das Deckblatt hingegen stammt aus Ecuador, wo es speziell für die Melanio angebaut wurden und erst nach einem fünfjährigen Reifungsprozess zum Einsatz kam. Das Figurado-Format der Serie wurde 2014 vom Magazin Cigar Aficionado mit dem Titel „Beste Zigarre des Jahres“ geadelt. Und verdient, denn königlich sind die Melanios durch und durch.

Oliva Seria V Melanio Meduro:
Wo wir grad von königlich sprechen: Hier krönt nun das mexikanische San Andres Maduro Deckblatt den sonst baugleichen Blend der ursprünglichen V Melanio. Das harmoniert ganz einmalig mit dem pfeffrigen Grundton, die mit dem Startschuss einhergeht. Im Rauchvorlauf pendelt sich die Zigarre zwischen mineralischen und Honigtönen ein, was unglaublich viel Spaß macht. Und zum Schluss präsentiert sich noch einmal die erdige Würze Nicaraguas von ihrer besten Seite. Die Melanios sind Zigarren, die Aufmerksamkeit einfordern. Wenn man bereit ist, ihnen diese Aufmerksamkeit zu widmen, wird man allerdings mit einem intensiven Genuss belohnt, der einen tief in die Kunst der Tabakherstellung entführt.

Oliva Serie O:
Die Puros aus Nicaragua sind erheblich milder als die V Serie, aber auch ihrer harmonischen Cremigkeit fehlt es keinesfalls an Charisma. Sie eignen sich zum einen wegen des milderen Profils, das bekömmlicher ist und nicht ganz so viel Aufmerksamkeit fordert, aber auch wegen ihres tollen Preis-Leistungsverhältnisses und nicht zuletzt auch wegen der kleineren Formate, wie den Small Cigars, perfekt als Alltagszigarren.

Oliva Serie O Maduro:
Auch hier gibt es wieder eine Maduro Variante, jedoch bleibt der Blend diesmal Nicaragua treu. Die Einlage stammt auch den Regionen Congeda, Estelí und Jalapa und das Deckblatt ist ein nicaraguanisches Connecticut-Broadleaf. Die harmonische Cremigkeit der ursprünglichen „O“ wird hier durch mehr Erde und Pfeffer ergänzt und dadurch komplexer.

Oliva Serie G:
Die nicaraguanische Einlage dieser mittelkräftigen Vitolas werden von einem Deckblatt aus Cameroon ummantelt. Diese filigranen Blätter sind kostspielig und werden nur von den erfahrensten Torcedores verarbeitet. Sie prägen ein Geschmacksprofil von auffälligen Zedernnoten, die im Falle der Serie G passgenau von Kaffeearomen umspielt werden. Auch hier bewegen wir uns wieder in einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Daher lohnt es sich, einfach mal eine auszuprobieren.

Oliva Connecticut Reserve:
Mit der Connecticut Reserve schafft es Oliva, eine milde Zigarre mit außerordentlich weichem, samtigen Rauch zu blenden, die trotzdem Aromatiefe und Komplexität liefert. Daher kommt beim Rauchen des Blends, dessen „Innenleben“ komplett von nicaraguanischer Herkunft ist und von einem samtigen Connecticut Deckblatt aus Ecuador umwickelt wird, keine Langeweile auf. Den Ton geben Holznoten an, die immer wieder von leichten Kaffeenuancen durchzogen werden. Gerade die Double Toro lädt zu einen langen und entspannten Smoke ein, bei dem man sich völlig der Ruhe und Kontemplation des Rauchgenusses hingeben kann.

Ebenso lohnt es sich, einen Blick auf die Limited Editions aus dem Hause Oliva zu werfen. Gerade die aktuelle Year of the Snake 2025 begeistert. Das spannende bei diesem handwerklich tatsächlich perfekten Churchill-Formal ist, dass für den Blend das gleiche Saatgut in den verschiedenen Anbaugebieten Jalapa, Estelí und Condega gepflanzt wurde, wodurch die Zigarre quasi alle Nuancen der aufregenden Komplexität der nicaraguanischen Böden einfängt und deren Zusammenspiel im Rauchen einer Tabaksorte bündelt. Dieses wunderbare Wechselspiel von Gradlinigkeit und Vielfalt ist eine klare Empfehlung für besondere Anlässe.